shut up and listen! 2011
Interdisziplinäres Festival für Musik und Klangkunst
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8. Dezember 2011, 21.00
Mazen Hussein (SY/DE)
Mémoire, Hommage, Départ - Elektroakustische Musik
Mémoire
Stimmen und Gerüche duften in der Erinnerung. Vielleicht ist es die Nostalgie nach der Kindheit, die diese
Stimmen wach gerufen und diktiert hat. Sie waren plötzlich einfach da:
... das Flüstern des Gebetes meiner Mutter ... das Radio meines Vaters ... die Geräusche der kleinen Straße in
Aleppo ...
Die Stimmen wurden in polyphonischer Struktur angeordnet. Die regelmäßig fließende Form imitiert den
Rhythmus des syrischen Alltags. Er beginnt mit dem flüsternden Gebet in der Morgendämmerung. Langsam
nehmen die Geräusche zu, verwandeln sich in Lärm, nehmen nach und nach wieder ab, bis sie mit dem letzten
Gebet in der Abenddämmerung schließlich verstummen. In diesem Stück wurden ausschließlich akustische
Stimmen benutzt, die entweder vor Ort oder im Studio aufgenommen wurden. Sie wurden teilweise bearbeitet
um dem Raum des Stückes seine Dimensionen (von nah bis fern) zu geben. Das Stück besteht aus vier
Audiokanälen.
Hommage
Ausgangspunkt des Werkes ist die innere Angst und die daraus folgende Suche nach einem inneren Frieden.
Beide Themen werden in unmittelbarer Reihenfolge musikalisch umgesetzt. Ich habe mich der menschlichen
Stimme bedient: Stimmen werden unterbrochen, sie kommen von fern und nah, aus allen Richtungen, um sich
in Ruhe aufzulösen. Außerdem steigen im Hintergrund verschiedene menschliche Stimmen an und bilden
Dissonanzen.
Départ
Ausgangspunkt des Werkes ist ein arabischer Text, den ich 2003 verfasst habe und der in vier verschiedene
Sprachen übersetzt wurde (deutsch, französisch, norwegisch, japanisch). Bei der Bearbeitung habe ich mich
vom Klang und Rhythmus der unterschiedlichen Sprachen treiben lassen. Die Polyphonie wird durch die
erinnerte Geräuschkulisse meiner Kindheit untermalt. Das Werk ist eine erste Annäherung an den sprachlichen
Klangkörper.
Mazen Hussein
Mazen Hussein wurde 1972 in Aleppo, Syrien, geboren. Er studierte Bratsche, arabische Zither und Musiktheorie
an der Musikhochschule in Damaskus. Von 1994 bis 2003 war er Mitglied des nationalen Symphonieorchesters von
Damaskus, mit dem er nationale und internationale Konzerte gab. Die arabische Musik und Kultur hat seine
musikalische Entwicklung als Komponist wesentlich geprägt. Ein weiterer wichtiger Einfluss in seinen Werken
liegt in der Hinwendung zur elektroakustischen Musik, mit der er sich von 2003 bis 2006 in einem Zusatzstudium
in Frankreich am Conservatoire National de Musique de Toulouse unter der Leitung von Bertrand Dubedout
intensiv beschäftigte. Seine Komposition „Hommage“ wurde 2006 während des internationalen elektro-
akustischen Musikwettbewerb „Bourges“ ausgezeichnet. Er gab zahlreiche Konzerte in Frankreich und im Nahen
Osten. Seit 2006 lebt Mazen Hussein als freischaffender Musiker in Berlin, wo er komponiert, Unterricht gibt,
das „Arrumi-Ensemble“ leitet und in mehreren Theaterprojekten mitarbeitet.
http://www.myspace.com/469944102
http://arrumi-ensemble.com