shut up and listen! 2011
Interdisziplinäres Festival für Musik und Klangkunst
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8. Dezember 2011, 22.00
Oliver Schneller (DE)
Polis - 8-Channel Soundscape Composition (2008-09)
Polis
Diese Arbeit wurde als Auftragswerk im Rahmen der Ausstellung «Taswir – Islamische Bildwelten und Moderne»
geschaffen, die von Dr. Almut Bruckstein konzipiert und kuratiert wurde und von 2009-2010 im Berliner Gropiusbau
zu sehen war. Das akustische Material besteht ausschließlich aus Tonaufnahmen in vier Städten: Kairo, Beirut,
Istanbul und Jerusalem. In jeder Stadt unternahm ich je dreitägige vom Zufall bestimmte Spaziergänge, während
derer ich Hunderte von Aufnahmen machte, um ein mosaikartiges akustisches «Portrait» zu montieren. In einem
Logbuch zeichnete ich den Ort und die Uhrzeit jeder Aufnahme genau ein. Zurück im Berliner Studio legte ich die
vier Aufnahmespuren übereinander und synchronisierte sie grob jeweils nach den Uhrzeiten der Aufnahme. An
jedem Schnittpunkt setzte ich eine kurze Reverberation ein, um die Absätze zu markieren. Die Lautstärken wurden
je nach Dichte und Intensität der Aufnahme leicht gepegelt, um die eine oder andere Stadt jeweils in den
Vordergrund treten und dann wieder abtreten zu lassen. An einigen Stellen produzieren alle vier gleichmäßig
gepegelt Tonaufnahmen eine dichte aber individualisierte Polyphonie. Der zentrale Gedanke der Installation war
es, die Illusion einer gleichzeitigen Präsenz an vier verschiedenen Orten zu erzeugen – vier geographisch getrennte
Örtlichkeiten simultan wahrzunehmen.
Festival-Beiträge von Oliver Schneller in Kooperation mit dem "Tracing Migrations"-Projekt von ha'atelier -
Werkstatt für Philosophie und Kunst Berlin.
http://www.ha-atelier.de
Oliver Schneller
Oliver Schneller begann sein Kompositionsstudium bei Lee Hyla am New England Conservatory in Boston und
schloss es 2002 bei Tristan Murail als Stipendiat der Columbia University in New York ab. Ende der neunziger Jahre
leitete er das Electronic Music Studio an der City University of New York. Als Assistent von Murail unterrichtete er
Komposition, Computermusik und Psychoakustik an der Columbia University. Von 2002-04 war er compositeur en
recherche am Pariser IRCAM. Ein Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit liegt auf der Erkundung des
Verhältnisses von Instrumentalklang und architektonischem Raum, insbesondere in der Verbindung von
Instrumenten und Elektroakustik. Seine Werke wurden auf internationalen Festivals aufgeführt. Residencies am
ZKM Karlsruhe, am Experimentalstudio des SWR und beim Takefu Festival in Japan. Für seine Arbeit erhielt
Schneller zahlreiche Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, den
Komponistenpreis 2010 der Ernst von Siemens Musikstiftung, ein Kompositionsstipendium des Berliner Senats , den
Paul Fromm Award der Harvard University ein Stipendium der Villa Concordia in Bamberg und das Benjamin Britten
Fellowship (Tanglewood). In Berlin gründete er 2004 das «Tracing Migrations» Projekt, das die Musik von jungen
arabischen Komponisten dokumentiert und unterstützt.
http://www.oliverschneller.net