Donnerstag, 21. November 2013, 19.00 (Eröffnung)
Gunter Schneider
IM ROHR - Klangskulptur
IM ROHR
Installationen nehmen in meiner musikalischen Arbeit einen relativ kleinen Platz ein. Freilich
waren und sind sie für mich wichtig, ja entscheidend, was ihre Annäherung an Klang und
Klingen, ihr Entstehen, Wahrnehmen und Erleben angeht. Neben disordered systems für 13
mit Metallstricknadeln und –stäben präparierte Gitarreninstrumente [...] und trapped für 70
Mausefallen mit Tischtennisbällen in einem Flügel [...] ist das rohr mein grundsätzlichstes
Projekt in dieser Hinsicht. Im Herbst 1986 arbeitete ich bei einer Produktion des K&K-
Experimentalstudios im Klagenfurter Künstlerhaus mit. Zu den Requisiten des Bühnenbildes
gehörte ein ca. 3 m langes und 13 cm lichtes Rohr aus 8 mm dickem Karton. Aus Neugier legte
ich in einer Probenpause ein Ohr an eine Öffnung des Rohrs, ohne zu ahnen, was mich
erwartete. Das Rohr klingt. Und in seinem Klang verbinden sich alle Schallereignisse der
Umgebung zu wunderbarer Harmonie. Sie werden durch das Obertonspektrum des Rohrklangs
in ein zartes Gewebe von Melodien verwandelt. Stellen Sie sich vor: in allen Rohren ist ständig
derartige Musik. So fasziniert mich die Klangwelt in Rohren seit langem. Geräusche und Klänge
der Umgebung – Verkehrslärm, Gesprächsfetzen, Schritte, Musik... – bringen die Luftsäulen in
den Rohren zum Schwingen. Die Schallereignisse der Umgebung regen die ihnen in Bezug auf
die Frequenz (Tonhöhe) nächsten harmonischen Teilschwingungen des Rohrklangs an. Das aus
der Umgebung entstehende lärmige Brummen wird nach einiger Zeit des Zuhörens zu einem
filigranen Klanggewebe. Dieser Vorgang bedeutet mir Grundsätzliches fürs Hören und damit
fürs Leben: sich zu öffnen.
[Gunter Schneider]
IM ROHR ist auch als Performance von Barbara Romen und Gunter Schneider am 21.11. zu
erleben.
Gunter Schneider
Gunter Schneider studierte Gitarre und Musikwissenschaft in Innsbruck und unterrichtet an
der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Als Gitarrist hat sich im weiten Feld
der Neuen Musik als Interpret und als Improvisator einen Namen gemacht. Als Komponist hat
er neben Stücken für Gitarre (UE, Doblinger, Helbling) Kammer- und Orchestermusik
geschrieben. Gunter Schneider ist mit Barbara Romen verheiratet, gemeinsam arbeiten sie
seit vielen Jahren als Interpreten Neuer Musik, als Komponisten und Improvisatoren
zusammen. Besondere Beachtung fand ihre Interpretation von Helmut Lachenmanns "Salut für
Caudwell für zwei Gitarristen", die auch zu einer Zusammenarbeit mit dem Choreografen
Xavier Le Roy führte. Verschiedene Projekte in der Szene der freien Musik, bei denen Barbara
Romen verschiedene Hackbretter spielt, u.a. "here comes the sun" mit Kai Fagaschinski, und
"zimt" mit B. Stangl und Angelica Castello. Konzerte bei wichtigen Festivals Neuer Musik (Wien
Modern, Klangspuren Schwaz, Osterfestival Innsbruck…), in USA und Japan. Zusammenarbeit
mit bildenden Künstlern, u.a. "Stimmen der Steine erspüren", Musik für Steinskulpturen von
Kassian Erhart und "Klopfzeichen/Klangschnitte" mit japanischen und österreichischen
Druckgrafikern und Musikern. 2009 gründeten sie das experimentelle Stubenmusikprojekt
«quadrat:sch» zusammen mit dem Komponisten und looped-Zither-Virtuosen Christof Dienz
und seiner Frau, der Kontrabassistin Alexandra Dienz. Für ihre CD "Traditional Alpine Music
from the 22nd Century" wurden sie mit dem Pasticcio-Preis von Radio Österreich
ausgezeichnet.