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shut up and listen! 2021

 

Transdisziplinäres Festival für Musik und Klangkunst

 


 

   
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„It's better to burn out than to fade away“ sang der mittlerweile 75-jährige Neil Young 1979, im zarten Alter von 44 Jahren. John Lennon blieb beides verwehrt, absurderweise konnte sein ablehnender Kommentar zu Youngs Textzeile erst posthum veröffentlicht werden: „I hate it. It's better to fade away like an old soldier than to burn out.

Wie jegliche Superlativen birgt auch die Bezeichnung Best Agers subjektive Selbst- bzw. Fremdzuschreibungen. Denn ist nicht eigentlich die Jugend, jene Zeit des (Sich-)Entdeckens und (Sich‑)Ausprobierens, auch in vielen künstlerischen Biografien der ‚beste‘ Lebensabschnitt? Oder wäre es eher, um in Youngs Diktum zu bleiben, die ‚Midlife Harvest‘, also jene Periode der Konsolidierung und Etablierung, von ersten Resümees und Retrospektiven (und in der Folge mitunter radikalen Brüchen)? Oder geht es gar um eine Bestandsaufnahme am Abend des Lebens?
 
       
 

Im Zeichen des bevorstehenden Generationenwechsels im Wiener echoraum — dessen Gründer und bisheriger Leiter Werner Korn wird mit Jahresende die Agenden an das neue Leitungsteam Sara Zlanabitnig und Alisa Beck übergeben — lautet das Festivalmotto der sechzehnten Ausgabe von shut up and listen! Best Agers. Inzwei Gesprächsrunden werden gleich 66 Jahre echoraum thematisiert: sowohl Entwicklungen der vergangenen 33 als auch ein Ausblick auf ‚kommende 33 Jahre‘.

Wir würdigen herausragende, das österreichische Musik- und Klangkunstschaffen der letzten Jahrzehnte prägende Persönlichkeiten wie Heidi Grundmann, Dieter Kaufmann und Hans‑Joachim Roedelius mit generationenübergreifenden und ‑vernetzenden Programmen. An fünf Festivaltagen finden Konzerte, Performances, Gesprächsrunden, ein verklanglichtes Whisky-Tasting sowie ein Hörraum statt. Das begleitende Ausstellungsprogramm inkludiert Videoarbeiten der slowakischen Künstlerin Katarina Balunova, eine installative Arbeit von Rosa Roedelius sowie eine von Werner Korn zusammengestellte umfassende Plakatausstellung der ersten 33 Jahre echoraum. Der diesjährige Hörraum stellt eine Hommage an die Radiokunstpionierin Heidi Grundmann dar.

Neben einer rückblickenden Gesprächsrunde mit echoraum-Gründer Werner Korn sowie Franz Hautzinger, Katharina Klement und Burkhard Stangl wird am Eröffnungsabend von SUAL 2021 die zukünftige Co-Leiterin Sara Zlanabitnig ausnahmsweise als Musikerin zu erleben sein, sowohl im Duo mit Isabella Forciniti, als auch im Quartett mit Forciniti sowie zwei regelrechten ‚Institutionen‘ der echoraum-Historie: Franz Hautzinger und Burkhard Stangl, die ihrerseits unzählige jüngere Musikschaffende als Musiker, Ensembleleiter und Lehrer gefördert und inspiriert haben. Hautzinger und Stangl werden ebenfalls auch als Duo zu hören sein.

Der zweite Festivaltag beginnt mit einer weiteren Gesprächsrunde, einem Ausblick auf ‚die kommenden 33 Jahre echoraum‘. Es diskutieren die zukünftigen Leiterinnen Sara Zlanabitnig und Alisa Beck mit Werner Korn und der Wiener Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler. Außerdem wird ein Werk für Sopran und Kontrabassklarinette von Petra Stump-Linshalm uraufgeführt, gefolgt von Stump-Linshalms Konzert- und Whisky-Tastingprojekt UISGE BEATHA (‚Wasser des Lebens‘): Acht Werke für Kontrabassklarinette samt dazugehörigen whisky flavours, kommentiert durch Tuschzeichnungen der Künstlerin Jutta Goldgruber.

Tag 3 steht ganz im Zeichen der ELAK, des Lehrganges für elektroakustische und experimentelle Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Mit Dieter Kaufmann, Volkmar Klien und Isabella Forciniti reflektieren Vertreter*innen aus drei ELAK-Generationen die Anfänge und diversen Weiterentwicklungen sowie den Status quo des außergewöhnlichen Universitätslehrganges. Neben Kaufmanns Komposition Paganihilismo — für Violine und Tonband, unterstützt durch eine Videoarbeit von Sigrid Friedmann & Ulrich Kaufmann, ist eine Klavierkomposition des Kaufmann-Schülers Volkmar Klien zu hören (welcher wiederum derzeit als Kompositionslehrer Isabella Forcinitis fungiert). Den Abschluss des Abends bilden vier brandneue Beiträge von Studierenden des aktuellen 2. ELAK-Jahrganges.

Am vierten Festivalabend sind drei Generationen der Familie Roedelius im echoraum zu Gast. So wird die bildende Künstlerin Rosa Roedelius in ihrer mehrmedialen Performance Stoßlüften neben Claus Riedl auch von ihrem Sohn, dem Sound Designer Aaron Roedelius, unterstützt. Vater resp. Opa resp. Elektronikmusik-Pionier Hans-Joachim Roedelius wird im Dezember 2021 bereits im 87. Lebensjahr stehen und am Klavier eine Auswahl aus seinem Oeuvre präsentieren. Den Abend beschließt der junge Gitarrist Markus W. Schneider mit einer Solo-Performance.

Der diesjährige Hörraum ist der Kulturredakteurin, Kunstkritikerin und Ö1 Kunstradio‑ Gründerin Heidi Grundmann gewidmet. In Zusammenarbeit mit Ö1 Kunstradio und IMA Institut für Medienarchäologie werden ein filmisches Portrait von Heidi Grundmann sowie radiophone Arbeiten von Roberto Paci Dalò und Sarah Washington präsentiert, in welchen auch Grundmanns Stimme als klangkünstlerischer Ausgangspunkt zu hören sein wird.

Wir freuen uns auf ein ganz normales, großartiges Festivalerlebnis, let’s shut up and listen!

Bernhard Gál, Künstlerische Leitung