Donnerstag, 27. November 2014, 19.45
CONLON NANCARROW
Studies for Player Piano, Studies #3a + #31 I Klangprojektion I
Studies for Player Piano, Studies #3a + #31
Klangprojektion
Study Nr. 3 ist die phänomenale Boogie-Woogie-Suite; in ihr sind die Blues/Ragtime/Jazz-Einflüsse
ausgeprägter als in irgendeiner der anderen Studies. [...] Der erste und letzte Satz zeigen am deutlichsten
den 'klassischen' Boogie-Woogie-Stil, allerdings als ziemlich surreale Äußerungen dieses Stils - als ob Jimmy
Yancy, Fats Waller, James P. Johnson und Art Tatum sich zu einer ekstatischen Jam-Session im Himmel (oder
wohin sich solche Leute nach jenem 'letzten' Gig begeben) zusammengefunden hätten. [...] Study Nr. 31 ist
ein dreistimmiger Kanon in drei verschiedenen Tempi (in den Relationen 21/24/25). Die langsamere Stimme
beginnt zuerst, die beiden anderen setzen nach Zeitverzögerungen ein, die derart auf ihre Tempi bezogen
sind, dass alle drei ungefähr zur gleichen Zeit enden. Die Klanggestalten in diesem Stück sind einfach -
zumeist Einzeltöne, später Oktaven -, und es findet sich sogar ein gewisses (subtiles) Jazz- oder Ragtime
Element, das seit Nr. 11 in den Studies nicht mehr zu hören war, in den einzelnen Stimmen.
[James Tenney, CD-Booklet-Text]
Die Originalaufnahmen wurden auf Conlon Nancarrow's modifizierten Ampico Player Pianos unter seiner
Aufsicht in seinem Studio im April 1977 aufgenommen. Wiederveröffentlicht (remastered) von Other Minds,
2008.
From the time I started composing, I'd always had this thing of working with temporal
matters, rhythm and so forth, and this thing sort of grew. By the time I saw Cowell's book,
it was just a big push ahead... I met him once. He asked me for those tapes and I sent
them, and I never heard a word from him again. In fact, someone - I forgot who - pointed
out that Cowell always talked about these things, polyrhythms and so forth, but neither he
nor Ives ever dabbled in player pianos, which would have been the ideal way of doing that.
It surprises me that he never did.
[Conlon Nancarrow]
CONLON NANCARROW
Am 10. August 1997 starb in Mexico der musikalische Einsiedler und Player Piano - Komponist Conlon
Nancarrow im Alter von 84 Jahren. Noch vor wenigen Jahren fast unbekannt, gilt er heute als einer der
bedeutendsten Komponisten und Wegbereiter zeitgenössischer Musik. Für György Ligeti ist er gar der
wichtigste Komponist der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. Dabei entfaltet sich Nancarrows Größe und
Bedeutung in seiner Beschränkung: der Beschränkung auf ein Instrument — das Player Piano —, der
Beschränkung auf eine musikalische Variable — die Zeitverhältnisse —, sowie der Beschränkung auf meist
kurze Kompositionen - die Gesamtdauer seiner Studies for Player Piano umfasst nicht einmal sechs
Stunden. Und dennoch umspannen Nancarrows Studies einen musikalischen Kosmos. Neben die 'melodische'
Polyphonie Johann Sebastian Bachs tritt die 'temporale' Polyphonie Nancarrows. Seine Studies for Player
Piano gehören inzwischen zu den herausragenden Klavierkompositionen des zwanzigsten Jahrhunderts.
[http://www.nancarrow.de/Kurzbiographie.htm]
http://www.nancarrow.de/