Freitag, 8. Dezember 2017, 21.30
Steve Reich Pendulum Music — Performance Realisation: Oliver Stotz
[Pendulum Music]
Pendulum Music “Even when all the cards are on the table [...] there are still enough mysteries ...” [Steve Reich] PENDULUM MUSIC wurde von Steve Reich im Jahre 1968 als konzeptuelle Musik-Performance im Geiste der Fluxus-Bewegung verfasst. Es existiert lediglich eine aufgeschriebene Spielanweisung, die den Beginn, Verlauf und das Ende des Stückes beschreibt. 4 Mikrophone hängen an ihren Kabeln von der Raumdecke herunter. Unter jedem Mikrophon liegt ein Verstärker am Boden. Die Mikrophone werden von 4 PerformerInnen seitlich gespannt und gemeinsam losgelassen, sodass sie nun über den Lautsprechern der Verstärker pendeln. Im Moment, wo sie sich genau über dem Lautsprecher befinden, erzeugt jedes Mikrophon einen Feedbackton. Anfangs nur kurz und "staccato", im Laufe des Stücks wird die Tondauer immer Länger und die Rhythmik asynchroner, bis hin zum Drone. In allen Zwischenstufen dieses Prozesses findet eine komplexe, "organische" Auffächerung des Rhythmus statt, von einem einzelnen "Beat" (zu Beginn) über Polyrhythmische Zustände (wenn die Dauern der Feedbacks auseinanderlaufen) bis zum völligen Stillstand. Steve Reich hatte zu dieser Zeit bereits einige Kompositionen verfasst, teils reine, auf kurzen Loops basierende Tonbandstücke, teils Hybridwerke für Tonband und Instrumentalisten. PENDULUM MUSIC nimmt insofern eine Sonderstellung in Reichs Werk ein, als es sowohl den Komponisten als auch den/die InterpretInnen weitgehend aus dem musikalischen Ablauf herausnimmt. Die Realisation des Stückes besteht hauptsächlich aus der Vorbereitung und Installation des technischen Apparats. Alles weitere ist dann nur noch das Ablaufen eines musikalischen Prozesses, mehr Soundinstallation als Konzert. Reich, der ansonsten bei seinen Kompositionen jede Art von Improvisation (nicht jedoch Flexibilitäten!) ablehnt, hat hier auf bezaubernde und verschmitzte Art ein Werk geschaffen, dass einerseits sowohl seinen musikalischen Ideen dieser Epoche entspricht (Musik als gradueller Prozess, Phase-Shifting, Augmentation, monochrome Klangfarbe, möglichst geringes Ausgangsmaterial ...) und sich andererseits fast vollständig in die Hände eines gesteuerten, kalkulierten Zufalls begibt. [Oliver Stotz]
[https://www.discogs.com/artist/22946-Steve-Reich] |
||||||