Permanente Präsentationen, 5. bis 8. Dezember 2019
Die Stare von Hjertøya singen Kurt Schwitters‘ Ursonate“ ist der Titel eines Kunstwerks von Wolfgang Müller, welches sich über Tonaufnahmen, Fotodokumente, Medienberichte, Korrespondenzen und andere Medien erstreckt, die jeweils unterschiedlich miteinander kombiniert werden können. Es war ein Aufenthalt in Prag im September 1921, bei dem der Dada-Künstler Kurt Schwitters von seinem Kollegen Raoul Hausmann über den von ihm mitgebrachten Fehldruck eines tschechischen Plakates die ausschlaggebende Inspiration für seine „Ursonate“, der berühmtesten dadaistischen Lautdichtung, erhalten haben soll. Über 70 Jahre später, am 1. Juni 1997 reist der Berliner Konzept-Künstler und Ornithologe Wolfgang Müller auf die kleine norwegische Insel Hjertøya, die gegenüber der Stadt Molde im Fjord liegt. Eigentlich will er die Hütte fotografieren, in der Schwitters mit seiner Familie seit 1932 über zehn Jahre die Sommermonate verbringt. Während er die Überreste von Schwitters Häuschens mit seinen verfallenen Kunstobjekten fotografiert, hört Müller Stare singen und stellt fest: Die Stare von Hjertøya singen dadaistische Lautdichtungen. Die Aufnahmen dieser Starengesänge stellt Müller im Jahr 2000 zusammen mit den Fotografien von Schwitters‘ Hjertøya-Merzbau in der Berliner Galerie „Katze 5“ unter dem Titel aus: „Hausmusik – Die Stare von Hjertøya singen Kurt Schwitters“. Nach einem FAZ-Artikel von Dirk Schünemann über die Ausstellung meldet sich die Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH bei Wolfgang Müller, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie das alleinige Copyright über dieUrsonate besäße. Der Verlag weist auf die Tatsache der Urheberrechtsverletzung hin und verlangt von Müller die Einholung einer nachträglichen Genehmigung. In einem Artikel in Die ZEIT stellt die Journalistin Katja Schmid daraufhin die Frage: „Können Stare das Urheberrecht verletzen?“ [...] Inzwischen sind weitere Jahre vergangen und die Ursonate ist nicht mehr copyrightgeschützt. Auch die kleine Hütte, die Wolfgang Müller 1996 als kleinen „Merzbau“ bezeichnete, was Schwitters-Experten seinerzeit durchweg bestritten, wurde im Jahr 2016 durch eine Millionenhilfe der „Sparebank Stiftelsen“ restauriert und dem Publikum zugänglich gemacht.
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