Donnerstag, 27. November 2014, 20.30
LUKAS LIGETI
Polymetrische Choreographien für Drum Set
Polymetrische Choreographien für Drum Set
Kurz nachdem ich angefangen hatte, Musik zu spielen und zu komponieren, las ich einen
Artikel des Musikethnologen Gerhard Kubik über die traditionelle Hofmusik des Königreichs
Buganda, im heutigen Uganda. Die Konzeption dieser ungewöhnlichen und wenig bekannten
Musik weist mehrere Charakteristika auf, die meine Art, Musik zu hören und zu denken,
nachhaltig beeinflusst haben. Meine daraus resultierenden Experimente mit polymetrischen
Strukturen dauern bis heute an. Mehrere Musiker, meistens an Xylophonen, spielen
zusammen im selben Tempo und in vollkommener Koordination, aber ohne gemeinsamen
‚Beat‘. Dieses Prinzip kommt wahrscheinlich aus der Lautenmusik dieser Kultur, wobei ein
Musiker mit seinen beiden Händen zwei scheinbar unabhängige, ineinander greifende
Melodien spielte. Wenn ich diese Idee auf das Schlagzeug übertrage und mit meinen
verschiedenen Gliedmaßen von einander scheinbar unabhängige, ineinandergreifende
(Klangfarben)Melodien (oder kodifizierte Bewegungsformen, also Choreographien) spiele,
kann ich polymetrische Strukturen aufbauen, deren Komplexität geradezu fraktalartig
explodiert. Es ergeben sich lange, zyklische Rhythmusmuster, die sich erst nach hunderten
oder tausenden von Beats wiederholen und eine Gleichzeitigkeit mehrerer verschiedener
Tempi suggerieren. Mein Schlagzeugsolo wird dieses Konzept auf spontane, improvisatorische
Weise anwenden.
[Lukas Ligeti]
LUKAS LIGETI
Lukas Ligetis Werk reicht von durchkomponierter bis zu freiimprovisierter Musik und basiert auf Einflüssen
experimenteller Musik aus Downtown New York, zeitgenössischer Komposition, Jazz, Electronica und
traditioneller Musik, vor allem aus Afrika.
In Wien geboren, lebt Ligeti seit 1998 in New York City sowie seit 2012 auch in Johannesburg.
Kompositionsaufträge erhielt er u.a. von Bang on a Can, Kronos Quartet, Ensemble Modern, American
Composers Orchestra, sowie Colin Currie und Håkan Hardenberger. Er gibt oft Solokonzerte am Marimba
Lumina, einem von Don Buchla entworfenen elektronischen Schlaginstrument. Als Schlagzeuger hat er mit
John Zorn, Henry Kaiser, Gary Lucas, Marilyn Crispell, John Tchicai, Elliott Sharp, Jim O'Rourke u.v.a.
gearbeitet. Seit 20 Jahren experimentiert er in Zusammenarbeit mit Musikern in Afrika. Er ist
Gründungsmitglied von Burkina Electric, der ersten IDM-Band aus Burkina Faso; andere Projekte fanden in
Ägypten, Côte d'Ivoire, Kenia, Lesotho, Uganda und Zimbabwe statt. Er unterrichtete u.a. an der University
of Ghana (gemeinsam mit dem Komponisten und Musikethnologen Kwabena Nketia) und der University of
the Witwatersrand. Unter seinen neuesten Werken ist eine Klanginstallation mit Fußballklängen, die in der
Saison 2013/14 in vielen südamerikanischen Städten gezeigt wurde. Seine neueste CD-Veröffentlichung ist
Imaginary Images, ein Duo mit dem Pianisten Thollem McDonas auf Leo Records. 2010 erhielt er den Alpert
Award in Music.
http://www.lukasligeti.com/