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Donnerstag, 10. Oktober 2024 @ echoraum, 20:30
Klaus Lang: sei-jaku
Für Streichquartett
mit Koehne Quartett
sei-yaku für Streichquartett [2001]
fische. sterne
1
Die beste Art Fisch zu kochen ist ihn nicht zu kochen. Das in Japan vielleicht beliebteste Gericht ist sashimi, also kunstvoll geschnittener und arrangierter roher Fisch.
Die Kunst der Zubereitung von sashimi besteht nicht darin den rohen Fisch als Ausgangsmateriel zu verarbeiten und zu kochen und ihn dadurch zu verändern, sondern darin, rohen Fisch auszuwählen, ihn zu schneiden, zu kombinieren und zu arrangieren. Der Koch verändert den Fisch nicht und fügt ihm nichts hinzu. Er ermöglicht die Entfaltung des Gegebenen, dessen was schon von vornherein im Fisch vorhanden war, und macht es dem Gaumen zugänglich.
Der Eindruck, den Fisch auf die Geschmacksorgane macht ist einerseits von der Stärke der abgeschnittenen Fischstücke, andererseits von der Art des Schneidens abhängig. Das Schneiden von Fisch hat sich zu einer strengen Regeln folgenden Kunst mit langer Tradition entwickelt. Die entscheidenden Parameter sind hierbei Schneidedruck, Schneidestelle, Schneidegeschwindigkeit.
2
Unaussprechlich schön ist die leuchtende Klarheit der Sterne in den Dunkelheiten des Universums. Verloren steht man der unfaßbaren Komplexität der Himmelsgeometrie gegenüber und doch: drei Buchstaben reichen aus, um eine der wichtigsten Theorien über das Universum zu formulieren. Dagegen ist, wie man an den Pfützen im Schlamm sieht, Dunkelheit keineswegs ein sicheres Zeichen von Tiefe, genausowenig wie Kompliziertheit. Eleganz und Einfachheit zeichnen wichtige physikalisch-mathematische Formeln aus, ihr Ziel ist es das Komplexe mit einfachen Mitteln zu beschreiben oder zu erzeugen.
Die Japanische Aussprache des Titels ist sei-jaku. Ich bin Hozumi Gensho Roshi sehr zu Dank verpflichtet für die Titelkalligraphie und Genkei Harry Weeks für seine Hilfe beim Finden der richtigen Schriftzeichen.
[Klaus Lang]
Klaus Lang
* 1971 in Graz; lebt in Steirisch Laßnitz. Klaus Lang studierte Komposition und Musiktheorie bei Hermann Markus Preßl, Beat Furrer und Younghi Pagh-Paan sowie Orgel bei Otto Bruckner an der KUG. Klaus Lang liebt Tee. Was er nicht mag, sind Rasenmäher und Richard Wagner. Musik wird von Klaus Lang nicht als Mittel gebraucht, um außermusikalische Inhalte zu transportieren, seien es Affekte, philosophische oder religiöse Ideen, politische Programme, Werbeslogans etc. Musik ist für ihn keine Sprache, die der Kommunikation außermusikalischer Inhalte dient. Sie ist ein freies, für sich stehendes akustisches Objekt. In seinen Arbeiten wird Klang nicht benutzt, er wird hörend erforscht, und ihm wird die Möglichkeit gegeben, seine ihm innewohnende reiche Schönheit zu entfalten. Wenn Klang nur Klang ist (und auf nichts anderes verweisen soll), gerade dann wird er als das wahrnehmbar, was er eigentlich ist: als ein zeitliches Phänomen, als hörbare Zeit. Die Zeit als das eigentliche Material des Komponisten ist für Klaus Lang also auch zugleich zentraler Gegenstand der Musik. Musikalisches Material ist durch das Klingen wahrgenommene Zeit, der Gegenstand von Musik das hörende Erlebnis von Zeit. Musik ist hörbar gemachte Zeit. (Klaus Lang)
Koehne Quartett
Joanna Lewis, Violine | Anne Harvey-Nagl, Violine | Lena Fankhauser, Viola | Arne Kircher, Violoncello
Das Koehne Quartett, 1987 gegründet von Joanna Lewis, zählt zu den überragenden Interpreten zeitgenössischer Musik in Mitteleuropa. Das Repertoire des Quartetts spannt einen großen musikalischen Bogen von klassischen Komponisten für Streichquartett bis zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts. Von Beginn an suchte das Quartett vor allem die enge Zusammenarbeit mit den Komponisten, deren Musik es spielt, um eine möglichst hohe authentische und lebendige Interpretation ihrer Werke zu erreichen. Was mit Werken Graeme Koehnes – einem der renommiertesten und facettenreichsten Komponisten Australiens – begann, setzt sich seither konsequent mit österreichischen Zeitgenossen wie Friedrich Cerha, Kurt Schwertsik, Francis Burt, Thomas Pernes, Gerd Kühr, Thomas Larcher oder Wolfgang Liebhart fort. Dieses Arbeitsprinzip des Koehne Quartetts, musikalisches Neuland gemeinsam mit dem Komponisten zu betreten, wurde durch die Teilnahme an Meisterklassen beim Alban Berg Quartett (Günter Pichler), dem Amadeus und dem Brodsky Quartett, bei Hatto Beyerle und György Kurtág wesentlich beeinflusst. Darüber hinaus arbeitet das Koehne Quartett auch regelmäßig mit internationalen Jazzmusikern wie Dave Liebman, Wayne Horvitz, Peter Herbert, Anthony Braxton, Georg Graewe, Max Nagl und Otto Lechner und mit Künstlern aus der Weltmusik wie Marcel Khalife, Marwan Abado und Dhafer Youssef.